Rekapitulieren, das heißt, etwas wiederholend zu ordnen, Punkt für Punkt zu gliedern, was zuvor als weniger oder anders geordnet und gegliedert aufgefasst worden sein dürfte. Eine Rekapitulation betrifft nicht nur Inhalte und Wendepunkte in schriftlichen und mündlichen Äußerungen, auch historische und politische Geschehnisse, einschließlich prognostizierter wie geplanter Zukunft – wiederum, als sei das so Rekapitulierte immer schon in solcher Ordnung da und so gewesen. Kapitulieren, das heißt, sich in verschiedenen Formen von Krieg geschlagen zu geben, allgemein, in einem Konflikt seinen Willen dem des Gegners zu unterwerfen. Eine Unterwerfung auch unter die Deutung des Konflikts seitens des siegreichen Gegners geht mit Kapitulation einher, und das heißt auch: mit der gegnerischen Rekapitulation des Konflikts.
Gegenwärtig, angesichts von Kriegshandlungen und Terrorismus in konventioneller und hybrider Form, vor oder während des Ausbruchs großflächiger militärischer Konflikte globalen Ausmaßes, sind unversöhnliche Rekapitulationen der Geschichte in Stellung gebracht, auch in verschiedenen Erzählungen im und zum Kapitalismus. In und zu queeren Bewegungen und Verfahren. Welche Stellungnahmen, Verfahren und welche Taktiken sind historisch und aktuell von Seiten eines Queer gegenüber kapitalistischer Weltordnung auszumachen oder zu erfinden? Welche Behauptungen, Erklärungen und Praktiken kapitalistischer Ideologie sind zu analysieren gegenüber queerer Bewegung zwischen Identität und Nicht-Identität? Nochmals und anders gefragt: Wie durchkreuzen oder verbinden sich Queer und Kapitalismus? Was könnte das heißen: ‚queering capitalism‘? Queering setzt hier auf performative Prozesse, die die Geschlechterordnung und ihre intersektionale Verstrickung durchkreuzen und entwickelt queer(ing) zugleich als Theorie und Verfahren widerständiger Wissensproduktion. Es bringt dem Kapitalismus innewohnenden Normalisierungseffekte aus der Deckung, stellt sie dar – rekapituliert. Auch wo Ent-innerung, Vergessen und Verdrängung stattfinden. Wie also rekapitulieren sich (gegenseitig) Queer und Kapitalismus? Gab, gibt oder wird es Kapitulation(en) geben? Was ist hier nach- oder vorzuzeichnen in neuem Rekapitulieren?
Eingeladen wird zu künstlerischen wie theoretischen Projekten in das Arbeitszimmer thealit in Bremen:
Bewerbungen für Residencies von mehreren Wochen, mit oder ohne öffentliche Präsentation der Projektarbeit, ebenso für kurze Intermissions – Präsentationen, Performances, Ausstellungen und anderem – zwischen den Residencies.
Wir freuen uns auf Einsendungen mit Projektvorschlägen.
Diese können roh, spontan und unfertig sein. Bitte sendet sie zusammen mit einem knappen Portfolio und CV ans thealit Frauen.Kultur.Labor. bis zum 20. September.
Einreichungen von Duos oder Gruppen freuen uns auch. Bitte an Lola Castro mit Angaben zu Wunschterminen und Ausschlussterminen senden: lola.castro(at)thealit.de
Bild © thealit
Artist in Residence
Culture Moves Europe: Third call for individual mobility of artists and cultural professionals
Brüssel, Belgien